• Sortieren:
  • Weitere Filter weniger Filter

528 Treffer

Das 1x1 der Fahrradbremsen

Laut Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) muss jedes Fahrrad, das im öffentlichen Straßenverkehr bewegt wird, über zwei voneinander unabhängige Fahrradbremsen verfügen. Abgesehen davon, bist du dir bestimmt selbst über die Notwendigkeit funktionierender Bremsen im Klaren: Sie tragen wesentlich zu deiner Sicherheit auf dem Fahrrad bei. Fahrradbremsen dienen aber nicht nur zum Verzögern des Bikes, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zur Fahreffizienz. Richtiges und dosiertes Bremsen erhöht deinen Fahrspaß und kann bei Wettbewerben über Sieg oder Niederlage entscheiden.


Arten von Fahrradbremsen

Das Prinzip jeder Fahrzeugbremse ist simpel: Damit ein Fahrzeug zum Stillstand kommt, muss die Geschwindigkeit durch Reibung verringert werden. Am Fahrrad übernehmen die Fahrradbremsen diese Funktion. Dabei wird grundsätzlich zwischen zwei Arten von Fahrradbremsen unterschieden:

  1. Die sogenannte Felgenbremse setzt mit Bremsklötzen direkt an der Felge an und wird über die Bremshebel am Lenker bedient.
  2. Bei der Nabenbremse läuft der Bremsmechanismus in oder nahe an der Nabe des Laufrads ab. Eine Bedienung ist über Bremshebel, aber teilweise auch über Rücktritt möglich. Eine besonders verbreitete Art von Nabenbremsen ist die Scheibenbremse.
Sowohl Felgen- als auch Nabenbremse können in weitere Unterarten eingeteilt werden – einige davon, wie z.B. die Rücktritt- und Rollenbremsen, gelten jedoch als veraltet und sind inzwischen kaum noch an Fahrrädern zu finden. Moderner und daher besonders stark verbreitet sind Felgenbremsen und ihre Unterarten sowie Scheibenbremsen.


Felgenbremsen: die Unterschiede zwischen Zangen- und Cantilever-Bremse

Die Felgenbremse läuft über Bremsklötze, die – sobald du den Bremshebel betätigst – auf die Felgenflanken des Laufrads drücken. Je nach Bauform und Ort der Montage gibt es viele verschiedene Typen von Felgenbremsen. Die zwei wichtigsten sind die Zangenbremse und die Cantilever-Bremse. Charakteristisch für die Zangenbremse (auch als Seitenzug- oder Mittelzugbremse bekannt) ist die Befestigung mittels einer einzigen Schraube an der Bremsbrücke oder Gabelkrone – hierdurch bildet die gesamte Fahrradbremse eine Einheit. Wie der Name verrät, haben sie einen zangenähnlichen Mechanismus.
Die Cantilever-Bremse basiert dagegen auf zwei einzelnen Bremsarmen, die jeweils auf einer Seite der Felge angebracht sind. Für die Montage benötigst du spezielle Befestigungssockel am Rahmen bzw. an der Gabel deines Fahrrads. Falls du dir also eine Cantilever-Bremse kaufen möchtest, solltest du vorher prüfen, ob diese auf deinem Fahrrad verbaut werden kann. Innerhalb der Cantilever-Bremsen kannst du nochmals in vier Unterkategorien unterscheiden. Durchgesetzt haben sich jedoch vor allem traditionelle Mittelzug-Bremsen und V-Brakes. Bauartbedingt sind für den Einsatz von V-Brakes spezielle Bremshebel notwendig. Die in den 1980er Jahren beliebten U-Brakes spielen heutzutage keine Rolle mehr.
Typische V-Brakes:

  • Shimano Alivio BR-T4000
  • Shimano Deore BR-T610
  • Shimano Deore XT BR-T780

Magura HS, die hydraulische Felgenbremse für Vielfahrer

Etwas unempfindlicher und stärker als die klassischen Zangen- und Cantilever-Bremsen sind hydraulische Felgenbremsen wie die Magura HS33, denn hier wird die Kraft nicht mechanisch, sondern über eine Flüssigkeit übertragen. Diese Fahrradbremsen punkten daher durch ihre enorme Bremspower und eine besonders gute Dosierung der Bremskraft. Hydraulikbremsen sind besonders bei E-Bikes beliebt, da mechanische Fahrradbremsen hier an ihre Grenzen kommen: E-Bikes sind mit einem zulässigen Gesamtgewicht von bis zu 140 Kilogramm einfach zu schwer.


Scheibenbremsen: Fahrradbremsen für jede Wetterlage

An Mountainbikes, Cyclocross Fahrrädern und E-Bikes werden hauptsächlich Scheibenbremsen verbaut. Diese überzeugen durch eine hohe, weniger wetterabhängige Bremsperformance und eine sehr gute Dosierbarkeit. Übertragen wird die Bremskraft auf die Bremsscheibe – und nicht wie bei Felgenbremsen auf die Bremsflanke. Das schont nicht nur die Felge, sondern erlaubt den Herstellern auch die Entwicklung von Laufrädern, die leichter und steifer sind. Spezielle Disc-Felgen wie die DT Swiss 545D oder Spike Race28 Evo können somit nur mit Scheibenbremsen gefahren werden.

Mechanische und hydraulische Fahrradbremsen

Die Scheibenbremse besteht aus dem Bremshebel, dem Bremssattel, der Bremsscheibe und der Leitung – oder dem Zug. Genau an diesem Punkt muss zwischen der hydraulischen und mechanischen Variante unterschieden werden. Bei der mechanischen Scheibenbremse werden die Kolben, welche ihrerseits die Bremsbeläge gegen die Bremsscheibe drücken, durch den sogenannten Bowdenzug betätigt. Im Gegensatz hierzu kommt bei der hydraulischen Version abhängig vom Modell anstatt des Zugs eine spezielle DOT Bremsflüssigkeit oder Mineralöl zum Einsatz. Hydraulische Scheibenbremsen sind sehr zuverlässig und leichtgängig – unter der Voraussetzung, dass sie fachgerecht montiert und regelmäßig entlüftet werden. Sie bieten auch bei längeren Abfahrten einen idealen Druckpunkt.


Bremssattel: die verschiedenen Scheibenbremsen-Standards im Überblick

Bei der Wahl des Bremssattels solltest du auf jeden Fall auf die Montage, also auf die Bremssattel-Aufnahme, achten. Nicht immer lassen sich die unterschiedlichen Standards mit Adapter-Lösungen kombinieren. Abhängig von deinem Fahrradrahmen bzw. der Gabel findest du die folgenden Typen vor: Postmount, Flatmount oder IS2000. Während beim Postmount System die Befestigungsschrauben parallel zum Rad angeordnet sind (die Schrauben kommen von oben oder von schräg vorne), verlaufen die Schrauben beim IS2000 Standard parallel zur Achse, also um 90 Grad versetzt. Das Flatmount-System ähnelt vom Aufbau wiederum dem Postmount Standard. Dieses für Rennräder entwickelte moderne System besticht durch eine extrem flache Bauform und einen engeren Lochabstand, wodurch auch bei knappem Platzangebot Scheibenbremsen zum Einsatz kommen können.


Bremsscheiben für Fahrradbremsen: mehr als nur ein rundes Stück Metall

Hohe Bremskräfte, extreme Reibungshitze und starke Temperaturschwankungen verlangen Bremsscheiben einiges ab. Die Bremsfläche besteht üblicherweise aus Edelstahl, Ausfräsungen und Ausformungen begünstigen die Wärmeableitung. Die Bremsschreibe kann – abhängig von der Nabe – entweder per Centerlock- oder per 6-Loch-Aufnahme befestigt werden. Der Centerlock-Standard ist am Vielzahnprofil und am großen Verschlussring eindeutig identifizierbar.

Gut zu Wissen: Mittels eines speziellen Adapters (z.B. Shimano SM-RT-AD05 Center Lock-Adapter) lassen sich 6-Loch Bremsscheiben bei Bedarf auch an Centerlock-Naben befestigen.


Die meisten Bremsscheiben bestehen aus Edelstahl. Centerlock Bremsscheiben sind in der Regel jedoch nicht einteilig, sondern haben einen zusätzlichen separaten Träger. Dieser sogenannte Spider wird mit der äußeren Scheibe vernietet.


Den richtigen Durchmesser der Bremsscheiben finden

Abhängig von den Anforderungen und dem Einsatzgebiet kommen unterschiedliche Bremsscheibendurchmesser zum Einsatz. Dabei ist der Scheibendurchmesser grundsätzlich abhängig von der benötigten Bremsleistung. Wie groß die Bremsscheibe maximal sein darf, geben die Rahmen- bzw. Gabelhersteller explizit an. Den größtmöglichen Scheibendurchmesser solltest du auf keinen Fall überschreiten, da sonst – bedingt durch die Mehrbelastung – irreparable Schäden am Rahmen oder der Gabel entstehen können.


Beläge für Fahrradbremsen: jeder Anforderung gerecht werden

Egal ob Felgen- oder Scheibenbremse: Die Bremskraft lässt sich dem Einsatzbereich entsprechend optimieren. Bremsklötze mit einer angepassten Gummimischung verhelfen Felgenbremsen bei Nässe zu mehr Bremspower. Aber auch bezüglich der Dosierbarkeit, der Haltbarkeit und eines verbesserten Bremsverhaltens bei Trockenheit finden sich die verschiedensten Lösungen. Du solltest jedoch immer beachten, dass der Bremsklotz zur Felge passen muss.
Eine besonders große Auswahl an Bremsbelägen bieten Scheibenbremsen. Hier muss grundsätzlich zwischen organischen und gesinterten Belägen unterschieden werden. Organische Bremsbeläge enthalten einen höheren Anteil an Harz und Fiberglas und bestechen durch mehr Biss und eine angenehme Geräuschkulisse. Sie sind jedoch recht temperaturempfindlich. Gesinterte Beläge halten dagegen deutlich höhere Temperaturen aus und eignen sich daher besonders für hohe Anforderungen oder lange Abfahrten. Das Plus an Metallelementen in gesinterten Belägen erhöht die Lebensdauer, dafür quittieren sie Bremsmanöver gelegentlich mit einem Quietschen. Einen guten Kompromiss bieten Semi-Metall Bremsbeläge wie die Xtreme Disc-Beläge, die optimale Bremspower mit hoher Haltbarkeit und leiser Geräuschkulisse kombinieren. Der Metallanteil bei Semi-Metallic Belägen liegt je nach Hersteller und Fahrradbremsen-Modell etwa zwischen 30 Prozent und 65 Prozent.


Brems-Schalthebel: Ergonomie für mehr Fahrkomfort

Ohne Bremshebel kann eine Fahrradbremse nicht funktionieren – egal ob mechanisch oder hydraulisch, Felgenbremse oder Disc-Brake. Ergonomische Bremshebel gewährleisten eine optimale Haptik und somit auch ein besseres Feingefühl beim Bremsen. Bei Fahrrädern mit geradem Lenker, wie beispielsweise Mountainbikes oder City-Fahrrädern, sind Brems- und Schalthebel meist separate Komponenten.
Etwas anders sieht es beim Rennrad, Cyclocrosser oder Gravelbike mit dem dort üblicherweise verbauten Rennradlenkern, auch Drop-Bar genannt, aus. In diesen Bereichen kommen sogenannte Brems-Schaltkombinationen zum Einsatz, bei denen die Schalthebel im Bremshebel integriert sind. Bei der Bedienung des integrierten Schalthebels unterscheiden sich die Lösungsansätze der Hersteller allerdings voneinander.


Welche Fahrradbremsen sind besser: Scheiben- oder Felgenbremsen?

Allgemein gilt: Die Scheibenbremse besitzt die modernere Technik und wird immer beliebter. Dennoch nutzen noch immer viele Fahrradfahrer die Felgenbremse. Das liegt vor allem am niedrigen Gewicht, dem geringen Preis und der bewährten Technik dieser Fahrradbremse. Da die Bremskraft jedoch von Gummiklötzen auf die Felgenflanke übertragen wird, sind damit auch Nachteile verbunden: Im Gegensatz zur Scheibenbremse lässt die Bremswirkung bei Nässe nach. Abhilfe schaffen hier spezielle Bremsklötze mit einer optimierten Gummimischung. Ein weiterer Nachteil ist der hohe Verschleiß und – ein Aspekt, der vor allem bei Vielfahrern den Geldbeutel belastet – die Abnutzung der Felgenflanke durch Abrieb. Spezielle Felgen mit Keramikbeschichtung halten deutlich länger, benötigen jedoch entsprechende Beläge.
Ob nun Scheiben- oder Felgenbremsen besser sind, lässt sich also nicht wirklich sagen. Welcher Bremsentyp letztendlich besser für dich ist, hängt von deinen Anforderungen und dem gewünschten Einsatzbereich deines Fahrrads ab. Scheibenbremsen beginnen sich mittlerweile in fast allen Bereich durchzusetzen. An Mountainbikes ist die Scheibenbremse z.B. Standard, an Trekking- und Citybikes kommen beide Arten vor und sogar im Rennrad-Bereich erfreuen sich Scheibenbremsen immer größerer Beliebtheit.